Eine digitale Welt

21.09.2017

Eine digitale Welt

Die inoviga GmbH ist die jüngste Tochter der FUCHS-Familie. Als Thinktank soll sie sich bewusst auf neue Denkansätze einlassen und Digitalisierungsprojekte vorantreiben. FUCHS sprach mit Geschäftsführer Dr. Matthias Marquart.

„Wir müssen uns dem Thema Digitalisierung stellen“


"Die Digitalisierung revolutioniert unsere Wirtschaft und unsere gesamte Gesellschaft. Und auch bei FUCHS müssen wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen, sonst fährt der Zug ohne uns ab. Die Digitalisierung betrifft unser Unternehmen in vielen Bereichen, sei es in der Logistik, in der Produktion oder im Monitoring unserer Produkte beim Kunden. Aus diesem Grunde haben wir Ende 2016 die inoviga GmbH gegründet, die gemeinsam mit den verschiedenen FUCHS-Divisionen und -Gesellschaften dieses Thema voranbringen und neue Geschäftsmodelle entwickeln wird. Ich finde dies sehr spannend. Ein solch schneller technologischer Wandel weckt jedoch auch Ängste. Deshalb ist es mir und dem gesamten Vorstand sehr wichtig, diese Veränderungen zu begleiten und alle Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. Unsere internen Tools wie das Intranet oder Skype sind hier ebenso hilfreich wie das kürzlich ins Leben gerufene Digital Board, das diese Prozesse weltweit steuert und verbessert."

Stefan Fuchs | Vorstandsvorsitzender

Dr. Matthias Marquart ist Geschäftsführer der neuen FUCHS-Tochtergesellschaft inoviga GmbH.

Dr. Matthias Marquart ist Geschäftsführer der neuen FUCHS-Tochtergesellschaft inoviga GmbH.

Die Digitalisierung wird auch bei FUCHS Abläufe und Geschäftsmodelle verändern.

Dr. Matthias Marquart ist Geschäftsführer der neuen FUCHS-Tochtergesellschaft inoviga GmbH.

Wie muss man sich die Arbeit von inoviga vorstellen und was waren Ihre ersten Schritte?

Durch unsere bisherigen Aktivitäten bei FUCHS hatten wir schon ein spannendes Netzwerk in verschiedene Landes-gesellschaften der gesamten FUCHS-Welt geknüpft. Das hat es uns natürlich erleichtert, unser Unternehmen bei verschiedenen Ge -legenheiten vorzustellen und die Kollegen zu ermutigen, ihre Ideen, Kontakte und Ansätze zum Thema Digitalisierung mit uns zu teilen. Das Feedback war und ist bis heute überwältigend. Jede Woche erhalten wir mehrere E-Mails, in denen wir auf interes-sante Projekte oder Start-ups aufmerksam gemacht werden, die im Bereich Digitalisierung unterwegs sind. Dabei freut uns und es ist uns auch sehr wichtig, dass der Kontakt ungezwungen, form-los und insbesondere direkt geschehen kann und soll. Der persönliche Austausch hilft und ist unabdingbar, wenn es darum geht, lokale oder kulturelle Besonderheiten zu verstehen und in die weitere Betrachtung einzubeziehen. 

Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit dann ganz konkret?

Wenn sich aus den Ansätzen Projekte entwickeln, dann arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kollegen an Möglichkeiten diese weiter voranzubringen, knüpfen interne Netzwerke und treiben die Themen. Unser Team ist dabei in der Umsetzung auf die Mitarbeit der operativen Einheiten angewiesen. Dass es für Kollegen aus dem Tagesgeschäft nicht immer leicht ist, die notwendige Zeit aufzubringen, erkennen wir natürlich. Gleichzeitig stellen wir aber eine große Begeisterung fest, an diesen meist nicht ganz alltäglichen Projekten mitzuwirken. Neben den an uns herangetragenen Themen haben wir natürlich auch eigene Ansätze, basierend auf Recherchen und internen Beobachtungen, welche wir verfolgen. Wir werden unsere Projekte regelmäßig über das globale Intranet vorstellen und eine eigene Homepage erstellen. Ein wichtiger Ansatz in diesem Kontext ist, dass wir dazu beitragen, die zahlreichen Ideen und Ansätze zu einer Gesamtstrategie für den Konzern zusammenzutragen. Wir müssen dieses Thema gemeinsam angehen und Projekte mit einem global einheitlichen Ansatz auf den Weg bringen.

Wie würden Sie das Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 beschreiben?

Ich beschreibe das gerne an einem Beispiel. Im Verkehr funktionieren Ampeln wunderbar. Aber was wäre, wenn die Fahrzeuge selbst entscheiden könnten, wann es sinnvoll ist, zu beschleunigen oder zu entschleunigen? Der Verkehr würde sehr viel effizienter und schneller laufen. Und auf diesen Ansatz setzt auch Industrie 4.0: Wenn sich mithilfe der Digitalisierung Maschinen und Anlagen selbst optimieren und organisieren, steigen Qualität und Output.

Und welche Bedeutung hat dieses Thema für die Zukunft von FUCHS?

Diese Frage muss aus zwei Blickwinkeln beantwortet werden: FUCHS 4.0  beschreibt dabei die Sicht nach innen, Lubricants 4.0 die Sicht nach  außen. Wenn wir auf das Unternehmen schauen, dann stellen wir fest, dass  wir an vielen Stellen Potenziale finden, unsere Abläufe und Mitarbeiter  durch digitale Werkzeuge zu unterstützen. Ob es sich hierbei um  Simulationsansätze in der Produktentwicklung handelt, BigData-Themen in  der Produktion oder den Einsatz von digitalen Techniken wie E-Learning  oder Smart Devices in der Ausbildung und im Betrieb... da gibt es viele  Beispiele.<br /><br />Mit dem Blick nach außen, Lubricants 4.0, betreten wir  ein komplexes Feld. Wir müssen unser Produkt in einer Welt  positionieren, in der alles mit allem „redet“, auch Maschinen  untereinander. Die Werkzeugmaschine möchte ihre Effizienz steigern und  dabei den Status des Schmierstoffs berücksichtigen. Das Auto der Zukunft  wird keinen Menschen mehr fragen, ob es Service braucht, es möchte aber  über den Zustand seiner Betriebsstoffe informiert sein. Damit müssen  wir also nicht nur unseren Produkten das Sprechen beibringen, sondern  wir müssen auch dafür Sorge tragen, dass wir reagieren, wenn der  Schmierstoff ruft. Und dann gibt es noch das weite Feld der  (Internet-)Plattformen und des E-Commerce, welche sich nicht an Landes-  oder Divisionsgrenzen halten – auch diesem Thema müssen wir uns stellen.  Die ausschlaggebende Frage wird sein: Welchen Mehrwert können wir mit  solchen Entwicklungen generieren?

Wie würden Sie das Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 beschreiben?

Ich beschreibe das gerne an einem Beispiel. Im Verkehr funktionieren Ampeln wunderbar. Aber was wäre, wenn die Fahrzeuge selbst entscheiden könnten, wann es sinnvoll ist, zu beschleunigen oder zu entschleunigen? Der Verkehr würde sehr viel effizienter und schneller laufen. Und auf diesen Ansatz setzt auch Industrie 4.0: Wenn sich mithilfe der Digitalisierung Maschinen und Anlagen selbst optimieren und organisieren, steigen Qualität und Output.

Und welche Bedeutung hat dieses Thema für die Zukunft von FUCHS?

Diese Frage muss aus zwei Blickwinkeln beantwortet werden: FUCHS 4.0 beschreibt dabei die Sicht nach innen, Lubricants 4.0 die Sicht nach außen. Wenn wir auf das Unternehmen schauen, dann stellen wir fest, dass wir an vielen Stellen Potenziale finden, unsere Abläufe und Mitarbeiter durch digitale Werkzeuge zu unterstützen. Ob es sich hierbei um Simulationsansätze in der Produktentwicklung handelt, BigData-Themen in der Produktion oder den Einsatz von digitalen Techniken wie E-Learning oder Smart Devices in der Ausbildung und im Betrieb... da gibt es viele Beispiele.<br /><br />Mit dem Blick nach außen, Lubricants 4.0, betreten wir ein komplexes Feld. Wir müssen unser Produkt in einer Welt positionieren, in der alles mit allem „redet&quot;, auch Maschinen untereinander. Die Werkzeugmaschine möchte ihre Effizienz steigern und dabei den Status des Schmierstoffs berücksichtigen. Das Auto der Zukunft wird keinen Menschen mehr fragen, ob es Service braucht, es möchte aber über den Zustand seiner Betriebsstoffe informiert sein. Damit müssen wir also nicht nur unseren Produkten das Sprechen beibringen, sondern wir müssen auch dafür Sorge tragen, dass wir reagieren, wenn der Schmierstoff ruft. Und dann gibt es noch das weite Feld der (Internet-)Plattformen und des E-Commerce, welche sich nicht an Landes- oder Divisionsgrenzen halten – auch diesem Thema müssen wir uns stellen. Die ausschlaggebende Frage wird sein: Welchen Mehrwert können wir mit solchen Entwicklungen generieren?

Wie sehen Sie FUCHS beim Thema Digitalisierung aufgestellt und welche Bereiche stehen hier im Fokus?

Die Gründung der inoviga als ThinkTank und strategischer Treiber war ein wichtiger Schritt. Die Einführung einer Group-IT und die Neustrukturierung von SAP sind weitere Elemente. Mit der Gründung des „Digital Board“ als global aktives Gremium, das diese Prozesse weltweit steuert und optimiert und an dem ich auch mitwirken darf, werden die drei Bereiche verbunden. Mit diesem Setup sehe ich uns, FUCHS, gut aufgestellt. Der derzeitige Fokus der inoviga besteht aus drei Elementen:

  • die Notwendigkeit und Chancen der Digitalisierung im Denken unserer Kollegen zu verankern
  • das Erarbeiten von Grundlagen für digitale Angebote: Sensorik, Simulationsansätze, übergreifende Datenbanken, aber auch Prozesse und organisatorische Strukturen
  • dem Erarbeiten und Testen von alternativen und ergänzenden Geschäftsmodellen

Wie könnten solche Modelle denn aussehen?

Zwei konkrete Herausforderungen möchte ich gerne benennen. In der Welt von Facebook, Chat-Tools und Amazon will der Nutzer, dass sein Problem gelöst oder sein Produkt geliefert wird – mit einem Klick und ohne Rücksicht auf regionale oder divisionale Zuständigkeiten. Da stellt sich die Frage, wie können wir Kunden und Produkte z. B. auf einer webbasierten Maintenance-Lösung betreuen, wenn weder die initiale Anfrage oder Problembeschreibung geographisch klar zuzuordnen, noch das zu besprechende Produkt deutlich definiert ist.&lt;br /&gt;&lt;br /&gt;Oder ein weiteres Beispiel: Wenn wir Funktion statt Produkt anbieten, dann müssen wir stetig über den aktuellen Zustand des Produkts beispielweise in einer Maschine oder einem Automobil informiert sein. Wir brauchen ganzheitliche Systeme mit Sensoren und Tracking-Lösungen, die in der Lage sind, automatisch zu agieren und z. B. Ersatz zu bestellen. In diese Systeme müssen ganze Bereiche wie die globale Produktionsplanung, Logistik, Lagerhaltung oder Buchhaltung integriert werden. Ein guter Ansatz war auch ein Projekt des Landes Baden-Württemberg, wo wir mit Unterstützung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) einmal durchgespielt haben, welchen zusätzlichen Nutzen wir aus den Daten generieren können, die uns bereits vorliegen. Die Ergebnisse zeigten einen vielversprechenden Ansatz und führten zu weiteren Projekten in dem Umfeld.

Warum hat FUCHS für dieses Thema ein eigenes Unternehmen etabliert und  lässt sich nicht wie andere von externen Spezialisten beraten?

Wir haben über 5.000 Spezialisten mit verschiedenen Schwerpunkten, die meist mit einem kritischen Blick auf FUCHS schauen und gleichzeitig wahrnehmen, was um FUCHS herum passiert. Gleichzeitig haben wir eine Kultur, die es nicht nur erlaubt Ideen, Meinungen und Projekte zu teilen, sondern dieses sogar fordert und fördert. Mit der inoviga nehmen wir schlussendlich alle Hürden, eigene Ideen oder Wünsche zu platzieren. Gleichzeitig bieten wir nicht nur an, wir versprechen, uns um die Themen zu kümmern. Der Umstand, dass wir nicht Teil einer operativen Einheit sind und vor allem, dass wir unkonventionell denken und arbeiten können, erlaubt es uns eben auch „andere“ Ansätze zu treiben. In dem Prozess ist der Einsatz externer Fachleute natürlich nicht ausgeschlossen.