LERNEN IM LOCKDOWN – FUCHS FÖRDERT SOZIALPROJEKT

26.11.2021

LERNEN IM LOCKDOWN – FUCHS FÖRDERT SOZIALPROJEKT

Wer die Schule abbricht und den Abschluss später nachholt, hat besonders schwer mit den Folgen der Covid-19-Pandemie zu kämpfen. Doch es gibt Lösungen wie „Stark aus der Krise“ – ein soziales Projekt in Mannheim, das Schülerinnen und Schülern beim Umgang mit ihren Ängsten hilft und den FUCHS-Förderpreis erhalten hat. Ein Beispiel, wie sich FUCHS an den lokalen Bedürfnissen orientiert und sich seiner sozialen Verantwortung stellt.

Acht Stunden Schule, anschließend Hausaufgaben und für die Prüfungen lernen: Für Lisa (Name geändert) war es irgendwann zu viel – der Stress, der Druck und die fehlende Zeit für all die anderen Dinge, die im Leben eines jungen Menschen neben der Schule auch noch wichtig sind. Kurz vor dem Abitur gab sie auf. „Ich konnte einfach nicht mehr und ich wollte nicht mehr“, sagt die in Mannheim lebende junge Frau und ist heute noch verärgert, wenn sie an ihre alte Schule zurückdenkt. „Alle Lehrer haben zu mir gesagt: ‚Du musst, du musst!‘ – aber wirklich geholfen hat mir damals keiner.“

Mannheim. Die Quote der Abbrüche lag laut Schulstatistik 2020/21 zuletzt bei 8,2 Prozent.

Jährlich verlassen rund 104.000 Jugendliche in Deutschland die Schule ohne Abschluss, berichtet das ZDF und verweist auf Angaben der deutschen Jugendämter. In Mannheim lag die Quote der Abbrüche laut Schulstatistik 2020/21 zuletzt bei 8,2 Prozent. Warum junge Menschen irgendwann nicht mehr zur Schule gehen und ihre berufliche Zukunft in einen Scherbenhaufen verwandeln, hat mehrere Gründe: Viele leben in zerrütteten Familienverhältnissen und erhalten keine Unterstützung von ihren Eltern. Andere leiden unter psychischen Problemen, werden von Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt, nehmen Drogen oder lassen sich von einem schwierigen sozialen Umfeld beeinflussen. Nicht selten kommt alles zusammen. Die Pandemie hat all dies noch einmal verstärkt und die Unsicherheit auch in bisher gefestigte Haushalte gebracht.

Kurz vor dem Abitur brach sie die Schule ab, doch jetzt holt Lisa ihren Abschluss nach.

Genau aus diesem Grund hat das Mannheimer Social Business „Die Traum-Schmiede“ bereits zu Beginn des ersten Lockdowns erkannt, wie wichtig es nun ist, alle Beteiligten zu unterstützen. Das Projekt „Stark aus der Krise“ stärkt interaktiv Kinder und Jugendliche und bietet ein Train-the-Trainer-Programm, bei dem pädagogische Fachkräfte sowie Mentorinnen und Mentoren in der Jugendarbeit dabei begleitet werden, sich selber besser kennenzulernen, um ihre durch die Krise neu dazugekommenen Aufgabenfelder sicher und wertschätzend für beide Seiten bewältigen zu können.

EINE ZWEITE CHANCE STARTEN

Lisa hat es zum Beispiel in „Das andere SchulZimmer“ geschafft. Die gemeinnützige Organisation in Mannheim gibt Schulabbrecherinnen und -abbrechern eine zweite Chance, weil sie hier den Abschluss nachholen können, den sie sich wünschen.

Hoch motiviert: Lisa, hier im Gespräch mit Ute Schnebel, der Gründerin von „Das andere SchulZimmer“.

In diesem Jahr konnte „Das andere SchulZimmer“ 30 Plätze an Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 30 Jahren vergeben, die meist in Einzelbetreuung und mit viel Herzblut von ehrenamtlichen Lehrkräften auf ihre Prüfung an einer staatlichen Schule vorbereitet werden. „Alle, die zu uns kommen, sind sehr motiviert, weil sie nach langem Hin und Her endlich den Entschluss gefasst haben, mehr aus ihrem Leben zu machen“, sagt Ute Schnebel, die „Das andere SchulZimmer“ 2018 gegründet hat.

„Alle, die zu uns kommen, sind sehr motiviert, weil sie nach langem Hin und Her endlich den Entschluss gefasst haben, mehr aus ihrem Leben zu machen.“

Ute Schnebel, Gründerin „Das andere SchulZimmer“

Trotzdem dürfe man nicht vergessen, dass die meisten in schwierigen Verhältnissen leben und ein hartes Schicksal hinter sich haben, ergänzt die Pädagogin. Im Unterricht, der maximal vier Stunden am Tag dauert, steht deshalb nicht nur Schulstoff auf dem Lehrplan, sondern auch Beziehungsarbeit. „Wir besprechen Probleme, suchen nach Lösungen und helfen unseren Schülerinnen und Schülern, eine eigene Lebensperspektive zu entwickeln, die ihnen den Berufseinstieg erleichtert und ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht“, erklärt Ute Schnebel. Und das Konzept geht auf. Abgesehen von einer Ausnahme, haben bislang alle ihren Schulabschluss geschafft. Doch dann kam Covid-19. Und seitdem ist vieles anders.

Die Pandemie hat die Unsicherheit in prekären Milieus und auch in bisher gefestigten Haushalten verstärkt.

TRAUM-SCHMIEDE HILFT HELFERN

Schon kurz nach dem ersten Lockdown zeigten sich deutliche Veränderungen. „Unsere Schüler waren nicht mehr so motiviert und schnell gereizt, wenn persönliche Probleme angesprochen wurden“, erinnert sich Ute Schnebel. „Dann kam es aus heiterem Himmel erstmals zu einem gravierenden Vorfall mit körperlicher Gewalt, der uns alle schwer erschüttert hat. Damit war klar für uns: Nicht nur unsere Schülerschaft, auch wir brauchen Hilfe.“

Die Konzeptentwicklerinnen Andrea Frankenbach (links) und Chantal Licht von der Traumschmiede helfen mit ihrem Programm „Stark aus der Krise“ unter anderem jungen Menschen in Mannheim.

Seit langem kennt Ute Schnebel die Coaches Andrea Frankenbach und Chantal Licht von der Traum-Schmiede im nahe gelegenen Mannheimer Stadtteil Käfertal. Ute Schnebel war sicher: Das Train-the-Trainer-Programm „Stark aus der Krise“ würde ihren Lehrkräften wichtige neue Hilfsmittel zur besseren Bewältigung der Corona-Krise an die Hand geben. Kurzentschlossen nahmen Ute Schnebel und ihre Lehrkräfte an einem Workshop teil, während die Schülerinnen und Schüler in speziellen Angeboten gestärkt wurden und neue Strategien entwickeln konnten. „Für uns war das eine entscheidende Wende, weil wir viele Impulse für unsere Weiterentwicklung und wertvolle Tipps bekommen haben, die uns bei der Bewältigung der krisenbedingten Probleme an unserer Schule helfen“, sagt Ute Schnebel.

FUCHS FÖRDERT NACHHALTIG

Wie die meisten gemeinnützigen Organisationen kann die Traum-Schmiede ihren wertvollen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft nur mithilfe von Spenden und Fördergeldern leisten. Dass sie ihn leisten können, liegt auch an der Unterstützung durch FUCHS.

Die Traum-Schmiede hat mir geholfen, meine Stärken zu erkennen und zu meinem Vorteil zu nutzen. Dadurch kann ich viel
besser mit mir und mit schwierigen Situationen umgehen.

– Bünjamin

 

 

Durch die gemeinsamen Kurse mit der Traum-Schmiede weiß ich endlich, was ich beruflich machen möchte. Außerdem habe ich dort tolle Unterstützung beim Schreiben meiner Bewerbungen bekommen. Für mich ist die Traum-Schmiede eine sehr coole Organisation mit echt viel Ahnung.
– Dylana

Im Einklang mit seinen Nachhaltigkeitszielen nimmt das Unternehmen seine soziale Verantwortung wahr, indem es aktuell zahlreiche Projekte fördert, die unter anderem einen direkten Bezug zu den Folgen der Covid-19-Pandemie haben. Im Jahr 2020 unterstützen weltweit 14 FUCHS-Landesgesellschaften mehr als 70 lokale Projekte, damit notleidende und sozial schwache Menschen genau die Hilfe bekommen, die sie vor Ort am dringendsten benötigen. Am Stammsitz Mannheim wurden Andrea Frankenbach und Chantal Licht für ihr Engagement rund um „Stark aus der Krise“ mit dem FUCHS-Förderpreis 2020 ausgezeichnet.

HILFE FÜR INDIEN IN DER CORONA-PANDEMIE

Ökologische und soziale Nachhaltigkeit sind strategische Kernziele von FUCHS. Daher unterstützt das Unternehmen weltweit zahlreiche CSR-Projekte, die derzeit vermehrt Bezug zur Covid-19-Pandemie haben. Zum Beispiel in Indien ist der Bedarf erheblich. Um bei den Herausforderungen wirksam helfen zu können, setzte FUCHS Indien 2020 und 2021 verschiedene Schwerpunkte.

In einer ersten Hilfswelle unterstützte die Landesgesellschaft ab März 2020 verstärkt Organisationen, die bedürftige Bevölkerungsgruppen mit Nahrungsmitteln versorgten. So ermöglichten Zuwendungen an die Annamrita Foundation und die Additional Ambernath Manufacturers’ Association tägliche Hilfsspeisungen von Wanderarbeitern in Mumbai und in Dörfern rund um Ambernath, denn diese Menschen waren durch den coronabedingten Jobverlust besonders betroffen.

Im April 2021 stieg das Infektionsgeschehen stark an, was zu einer Überlastung des Gesundheitssystems sowie zu einem Mangel an Sauerstofflieferungen für die intensivmedizinische Versorgung führte. In einer zweiten Hilfswelle unterstützte FUCHS Indien deshalb insbesondere medizinische Einrichtungen und Fachpersonal im Gesundheitswesen. Durch Spenden an die Additional Ambernath Manufacturers’ Association und an das Saifee Hospital konnten etwa zehn zusätzliche Intensivbetten eingerichtet und 22 Sauerstofflaschen bereitgestellt werden. Gleichzeitig sorgten Zuwendungen an den Taj Public Service Welfare Trust und an die Annamrita Foundation für Hilfsspeisungen des Fachpersonals in mehreren Krankenhäusern.

STARKE LEHRKRÄFTE, STARKE JUGENDLICHE

Für Ute Schnebels kleine Schule kam „Stark aus der Krise“ genau zur richtigen Zeit. „Ohne die Hilfe hätten wir nicht gewusst, wie wir mit den wachsenden Spannungen umgehen sollen“, sagt sie. Gleich nach dem Workshop hat „Das andere SchulZimmer“ eine Schulordnung ausgearbeitet und einen Ehrenkodex entwickelt, den alle Schülerinnen und Schuler sowie Lehrkräfte unterschreiben. „Starre Regeln sind bei unserem Schulkonzept nicht besonders hilfreich. Aber durch ‚Stark aus der Krise‘ haben wir auch gelernt, dass wir Grenzen ziehen und genauer regeln müssen, wie wir miteinander umgehen wollen.“ Jetzt komme „Das andere SchulZimmer“ mit den negativen psychischen Folgen der Corona-Krise viel besser zurecht als vorher, weil Lehrerinnen und Lehrer einen Orientierungsrahmen haben, der ihnen bei schwierigen Entscheidungen Halt gibt. „Wir fördern junge Menschen, indem wir sie bestärken. Aber dafür braucht es auch starke Lehrkräfte“, sagt Ute Schnebel.

Andrea Frankenbach und Chantal Licht von der Traum-Schmiede suchen derweil nach weiteren Kooperationspartnern für "Stark aus der Krise" und ihre anderen Konzepte, die auf unterschiedliche Weise alle das gleiche Ziel verfolgen: benachteiligten Menschen die Chance geben, sich aktiv einzubringen, um an sich glauben zu können und wieder Träume zu wagen.

Geht jetzt ihren Weg: Lisa möchte Sozialwissenschaften studieren.

Lisa jedenfalls hat durch ihre Erfahrungen in „Das andere SchulZimmer“ wieder einen Traum von sich selbst, einen Plan den sie in naher Zukunft umsetzen will. Nach ihrer Abiturprüfung, auf die sie sich gerade vorbereitet, möchte sie Sozialwissenschaften studieren. „Ich habe mir immer gesagt: Viele Wege führen nach Rom, man muss nur den richtigen für sich finden. Und das habe ich geschafft.“