Think Tank

26.06.2018

Think Tank

Digitalisierung und Vernetzung sind, wie fast überall in der Wirtschaft, auch für FUCHS zentrale Themen. Dabei geht es um weit mehr als effiziente Kommunikation: Das Geschäft soll transparenter, Datenschätze sollen gehoben und ganz neue Geschäftsmodelle möglich werden. Ein Epizentrum dieser Entwicklungen ist die neu gegründete inoviga GmbH.

Wer dorthin möchte, wo bei FUCHS die meisten Fäden in Sachen Digitalisierung zusammenlaufen, bewegt sich fernab von Produktionsanlagen, Tanks und Schloten. Der Weg führt in den citynahen Mannheimer Stadtteil Lindenhof, zum Hightech-Gründercampus „Mafinex“. In dem modernen, mehrteiligen Bürogebäude sind rund 60 junge Unternehmen ansässig: Software-Schmieden, Internet-Start-ups, hochspezialisierte Inge­nieursdienstleister – und eben die inoviga GmbH, jüngste Tochter der FUCHS-Familie.

„Wir entwickeln Konzepte, wie FUCHS – angesichts der disruptiven Veränderungen durch die Digitalisie­r­ung – seine Erfolgsgeschichte fortsetzen und seine Stärken neu ausspielen kann“, sagt inoviga-Geschäfts­führer Dr. Matthias Marquart. Um dabei wirklich unabhängig von etablierten Routinen zu sein, habe man sich entschieden, ein neues Unternehmen zu gründen. Dieses ist zudem bewusst abseits vom FUCHS-Hauptsitz angesiedelt, um deutlich zu machen, dass es allen Konzerngesellschaften gleichermaßen als Thinktank dient: „Die digitalisierte Welt kennt keine Grenzen im herkömmlichen Sinne“, betont Marquart. „Uns ist es deshalb wichtig, unterschiedliche lokale Bedürfnisse und kulturelle Besonderheiten in den Blick zu nehmen.“

Die inoviga GmbH

wurde Ende 2016 als hundertprozentige Tochter der FUCHS PETROLUB SE neu gegründet. Der Name unterstreicht die Zielsetzung und den übergreifenden, nicht auf bestimmte Märkte beschränkten Auftrag: inoviga leitet sich ab von „novigo“, dem Wort für „Innovation“ in der von Menschen überall auf der Welt gesprochenen Sprache Esperanto.

Natürlich deckt eine kleine, außerhalb bestehender Strukturen agierende Innovationsschmiede nicht alle Aspekte ab, die das Megathema Digitalisierung mit sich bringt. FUCHS entwickelt seine digitale Infrastruktur auf allen Ebenen weiter. Das ausgebaute Intranet sowie neue, cloudbasierte Office- und Kommunikations­lösungen machen offene Kommunikation, wie sie zur DNA von FUCHS gehört, weltweit noch einfacher. Weitere globale IT-Projekte betreffen das Kundenmanagement oder die Personalverwaltung. Umbauten am zentralen ERP-System stellen sicher, dass das Unternehmen für künftige Anforderungen und mögliche neue Geschäftsmodelle gewappnet ist.

Wie solche Anforderungen und Geschäftsmodelle aussehen könnten, ist dann wiederum eine der Fragen, mit der sich Matthias Marquart und seine Mitstreiter beschäftigen. Weitere Schwerpunkte des vierköpfigen Teams sind die Themen E-Commerce, Big Data – also die Frage, wie sich Prozess- und Marktdaten nutzbar machen lassen – und das Internet of Things. „In diesem weiten Feld geht es darum, Themen zu identifizieren, mit denen wir einen Mehrwert für FUCHS generieren können“, erklärt Marquart. Zuständig ist inoviga dabei in der Regel nur für konzeptionelle Fragen und das Knüpfen von Netzwerken: „Ergebnisse spielen wir in die Organisation zurück, die operative Umsetzung liegt bei den jeweiligen FUCHS-Gesellschaften.“

Das inoviga-Team

umfasst derzeit vier Mitarbeiter und repräsentiert in seiner Vielfalt das breite Themenspektrum, das inoviga auf­ge­tragen ist: Geschäftsführer Dr. Matthias Marquart ist promovierter Maschinen­bauingenieur und bei FUCHS seit langen Jahren mit unterschiedlichen Digitali­sierungsthemen befasst. Hinzu kommen eine Betriebswirtin mit Erfahrung in In­novationsprojekten, ein Ingenieur mit Schwerpunkt Mikrotechnologie und Sensorik sowie eine erfahrene FUCHS-Global Key Account Managerin aus den USA.

Aber nicht erst für die Umsetzung ist es wichtig, im Konzern gut vernetzt zu sein. Dasselbe gilt für die Themenfindung. Monatelang war Marquart deshalb viel unterwegs und präsentierte, zusammen mit seiner ersten Mitarbeiterin, inoviga in un­zähligen Meetings. Mit Erfolg: Regelmäßig melden sich nun FUCHS-Mitarbeiter mit Ideen, eigenen Projekten oder Fundstücken. „Wenn ein US-Kollege auf einer Auto­fahrt eine Reportage über ein Start-up oder eine App hört und denkt, das ist aber spannend für FUCHS, dann schickt er mir hinterher einen Einzeiler mit dem Link.“

Zurückhaltender äußert sich der inoviga-Geschäftsführer zu konkreten Projekten. Lediglich grobe Szenarien mag er umreißen: „In der Welt von Facebook und Amazon will der Nutzer, dass auf einen Klick hin seine Frage beantwortet oder sein Produkt geliefert wird.“ Eine entsprechende globale Webplattform zu schaffen sei für eine strikt nach regionalen Zuständigkeiten, Geschäfts- und Produktbereichen untergliederte Organisation aber eine große Herausforderung.

Szenario Nummer zwei spielt mit dem Gedanken, statt des Produkts Schmierstoff künftig eine bestimmte Funktion als Dienstleistung anzubieten. „Wenn wir beispielsweise eine bestimmte Maschinenlaufzeit garantieren wollen, brauchen wir aber nicht nur Sensoren, die den Schmierstoffzustand überwachen“, erklärt Marquart. „Das System sollte auch automatisch agieren können, beispielsweise Ersatz bestellen.“
Eine umfassende Integrationsaufgabe, die auch Produktionsplanung, Logistik, Lagerhaltung und Buchhaltung mit einschließt. Klar: Ein derart umfassender Plan, das Geschäft neu zu strukturieren, ist vorerst noch Zukunftsmusik. Aber immerhin ist seit der inoviga-Gründung geklärt, wer für die Partitur zuständig ist.