Am Puls

25.03.2014

Am Puls

Eine halbe Stunde von der alten Fertigung entfernt liegt das neue FUCHS-Werk in China. Es ist großzügig, hochautomatisiert und technologisch auf dem aktuellsten Stand. Das neue Werk ist einer der größten Produktionsstandorte der FUCHS-Gruppe und ein weiterer Baustein der globalen Wachstumsoffensive.

Der Weg führt über langen schnurgeraden Asphalt. Rechts und links gehen neu gebaute Straßen ab, die sich an großzügigen unbebauten Grundstücken entlangziehen. Der Golf von Bohai, ein Teil des Gelben Meers, ist nur einige Kilometer entfernt. In wenigen Jahren wird der küstennahe Chemiepark in Yingkou komplett besetzt sein. So wie die meisten Industrieansiedlungen in China. Die Wirtschaft wächst rasant – und mit ihr auch Unternehmen wie FUCHS China, das nun in einem hochmodernen Werk in der im Nordosten Chinas gelegenen Hafenstadt produzieren wird.

„Wir freuen uns sehr, endlich in den neuen Hallen arbeiten zu können“, sagt Chang Jianhui. Der 42-Jährige leitet die Fertigung, die Yingkou zu einem der größten Produktionsstandorte des Konzerns macht – auf einer Fläche von 80.000 Quadratmetern, die knapp der des Stammwerks in Mannheim entspricht. Der Standort ersetzt übergangslos den alten in der Innenstadt, der vor 25 Jahren mit gerade einmal 200 Jahrestonnen Produktion gestartet war.

Das Werk entstand innerhalb von zwei Jahren. FUCHS investierte mehr als 24 Millionen Euro, um Schmierstoffe für Automobilhersteller und Automobilzulieferer, Stahlindustrie, Bergbau, Nahrungsmittelindustrie, Verkehr und Landwirtschaft produzieren zu können. Eine Investition mit Kalkül: Der Markt in China wächst beständig. Das Geschäft mit internationalen und nationalen Unternehmen in China trägt knapp die Hälfte zum Umsatz des Unternehmens in der Region Asien-Pazifik, Afrika bei – und damit rund 13 Prozent zum gesamten Konzernumsatz. Mehr als 300 Mitarbeiter sind in der Zentrale in Schanghai, dem Werk in Yingkou und in mehr als 15 Niederlassungen sowie einer Vielzahl von lokalen Lägern beschäftigt.

VIEL RAUM FÜR WEITERES WACHSTUM

„Es gab zwei Gründe, warum wir neu bauen wollten. Wir sind enorm gewachsen und benötigten mehr Platz. Und die Stadt hat das Gebiet, in dem wir produziert haben, als reines Wohnviertel ausgewiesen“, sagt Zhu Qingping, China-Geschäftsführer von FUCHS. In dem Land ist das nicht ungewöhnlich, weil die Städte stetig größer werden – Yingkou, das rund 1.700 Autokilometer von der FUCHS-Zentrale in Schanghai entfernt liegt, hat mittlerweile 2,5 Millionen Einwohner. Die Stadt ist seit der Inbetriebnahme mehr oder weniger um die Produktion herumgewachsen. „Wir haben mit den chinesischen Behörden in all den Jahren sehr gut zusammengearbeitet, so dass wir mit Hilfe der Verwaltung ein hervorragendes Grundstück für das neue Werk finden konnten“, sagt der 51-Jährige, der vor vier Jahren zu FUCHS wechselte und zuvor viel Erfahrung bei einem US-amerikanischen und bei einem chinesischen Autozulieferer gesammelt hatte. Er ist sehr zufrieden mit der Auswahl. „Wir haben eine gute Verkehrsanbindung und ausreichend Platz, um zu wachsen.“ Schon heute kann die Produktion, die in Modulen eingerichtet wird, jährlich gesteigert werden. Eine Ausbaureserve auf dem Grundstück ist vorhanden.


Der Blick auf den neuen Standort ist beeindruckend. Von Weitem sind die runden grauen Tanks zu sehen, in denen rund 150 verschiedene Grundöle und mehr als 1.000 chemische Additive lagern. Kaum zu unterscheiden sind die etwas kleineren Behälter, die die fertigen Produkte wie Motoren-, Getriebeoder Maschinenöle für die Autohersteller oder andere Industrieunternehmen aufnehmen. Der Prozess, der in der Fabrik stattfindet, klingt relativ einfach: In beheizbaren Kesseln werden Öle und Chemikalien zusammengebracht. Das große Know-how von FUCHS liegt im Detail. Die genaue Zusammensetzung der Mischung und die feinen Nuancen bei den Bearbeitungsschritten sorgen für die hohe Produktqualität. „Wir fertigen auf diese Weise rund 2.000 Produkte für verschiedene Anwendungen“, sagt Zhu Qingping.

Die neuen Fertigungshallen sind großräumig gebaut und perfekt auf die Prozesse ausgerichtet.

Das neue Werk setzt für ihn einen starken Impuls, die wichtigen Leitlinien seiner Arbeit weiter umsetzen zu können: Qualität in der Produktion, Service für den Kunden und Produkttechnologie zu wettbewerbsfähigen Preisen. Nur wenn diese zusammenwirken, könne FUCHS in China die gesteckten Ziele erreichen. „Wir müssen auf eine immer gleichbleibende, herausragende Qualität setzen, für die die Kunden einen fairen Preis zu zahlen bereit sind“, sagt Zhu Qingping. Er stellt das Perfektionsideal heraus, mit dem die Kollegen in China arbeiten. „Wir haben eine gemessene Kundenzufriedenheit von rund 98 Prozent, die wir weiter steigern wollen. Ein Beispiel: Unsere Produkte müssen von höchster Qualität sein, damit wir dieses Ziel erreichen.“ Die gesamten Prozesse sind darauf abgestellt. „Wir halten die Normen stets ein und müssen dazu auch unsere Zulieferer sehr gut auswählen und immer weiterbilden.“

Ebenso wichtig sei die Fokussierung auf den Kunden. „Wir bieten nicht nur die perfekten Produkte, sondern auch Lösungen“, sagt Zhu Qingping. Die Partner etwa aus der Schwer- oder Autoindustrie sind keine Experten für Öle oder Fette, sondern haben vor allem ihre Prozesse im Griff. „Wir helfen ihnen, diese ständig zu verbessern, und dazu auch unser Portfolio optimieren. Einfach nur ein Produkt zu verkaufen, reicht nach unserem Verständnis nicht.“ Bei einem großen deutschen Autohersteller arbeiten zurzeit beispielsweise 24 Mitarbeiter direkt im Werk, um die verschiedenen FUCHS-Produkte in dem großen Maschinenpark an der richtigen Stelle einzusetzen.

Zhu Qingping, Geschäftsführer FUCHS China.

Neue Tankanlage für 150 Grundöle.

Die Technologien von FUCHS haben zudem den Vorteil, dass sie beim Kunden Werte schaffen. „Sie sind dadurch etwas teurer – und das müssen wir den Kunden verständlich machen: Wenn sie unsere Produkte kaufen, haben sie einen wesentlich höheren Nutzen davon“, sagt Zhu Qingping.

Das neue Werk helfe ihm und seinem Team dabei, das zu erreichen, sagt Werksleiter Chang Jianhui, der mit einem Doppel-Bachelor-Abschluss in Polymerchemie und Industriemanagement gut für die Anforderungen geeignet ist, die sein Job mit sich bringt: Technologien und Prozesse zu verstehen und weiterzuentwickeln – und gleichzeitig wirtschaftlich zu produzieren. Chang Jianhui war bei der Ausstattung, der Installation und später auch bei der Bestückung des Werks stark eingebunden. Das führt zu einer großen Identifikation mit der Fertigung. Die Chang Jianhui so weit bringt, dass er die neuen Hallen „den Himmel“ nennt – weil sie großräumig gebaut und perfekt auf die Prozesse ausgerichtet sind. Die Unterschiede zum alten Werk sind erheblich – dort lag etwa das Großlager 20 Minuten von der Produktion entfernt. Am neuen Standort ist das Lager integriert. Das neue Equipment, das in den hohen Räumen seinen Platz gefunden hat, sorgt für einen deutlich höheren Automatisierungsgrad. „Wir können das Werk mit derselben Anzahl an Mitarbeitern betreiben wie das alte“, sagt Chang Jianhui. Rund 30 Kollegen arbeiten in der Fertigung, 336 Beschäftigte hat die Unternehmenstochter FUCHS China insgesamt.

UNTERNEHMENSKULTUR MOTIVIERT MITARBEITER

Das Personal sei einer der wichtigsten Faktoren für FUCHS, sagt Chang Jianhui, der zuvor bei einem amerikanischen Mineralölkonzern beschäftigt war. Er hat das – positiv – am eigenen Leib erfahren. „Ich wollte gerne hier ins Unternehmen wechseln, weil ich viel Gutes gehört hatte. Schon das Vorstellungsgespräch und vor allem das Arbeiten hier haben das bestätigt“, sagt der Werksleiter, der Anfang 2013 bei FUCHS startete. Sein Arbeitgeber sei hochspezialisiert in seinen Prozessen und Produkten, was ihn sehr reize. „Vor allem aber verlässt sich das Unternehmen stark auf die Mitarbeiter und schenkt ihnen Vertrauen. Das motiviert mich immer wieder.“

Klaus Hartig hört das gerne, weil auch er auf ein eingespieltes, gut funktionierendes Team setzt. „Dafür die richtigen Leute zu finden ist in China nicht einfach“, sagt der Asien-Chef von FUCHS, der für Japan, Korea und China verantwortlich ist. „Für bestimmte Bereiche, vor allem Vertrieb und Technik, ist der Kampf um die besten Köpfe voll im Gange, weil der Wettbewerb unter den Firmen sehr groß ist.“ Auch deswegen hat FUCHS in China eine hohe internationale Quote. Im Unternehmen arbeiten Menschen zum Beispiel aus Italien, Frankreich, Großbritannien, Australien, Singapur, Nepal, Japan, Russland und natürlich China und Deutschland. „Wir investieren stark in die Aus- und Weiterbildung sowie in das Personalrecruiting und sichern uns auf diese Weise die besten Qualifikationen.“ Im vergangenen Jahr steckte das Unternehmen so viel in Coaching-Programme wie in den sieben Jahren zuvor – ein klares Statement zur Wichtigkeit des Personals.

» Wir wollen in China mit den internationalen und den einheimischen Kunden wachsen.«

Klaus Hartig, Executive Vice President FUCHS EAST ASIA

Hartig sieht im neuen Werk eine gute Voraussetzung, um die klaren Ziele zu erreichen, die FUCHS in Asien hat. „Wir wollen mit den internationalen Unternehmen, die wir hier in China bedienen, ebenso wachsen wie mit den chinesischen Firmen, die unsere Produkte kaufen.“ Momentan machen beide Kundengruppen jeweils die Hälfte aus – eine gute Mischung, sagt Hartig, bei der es auf beiden Seiten noch gute Wachstumschancen gibt.

Zugleich hat sich das Qualitätsniveau der einheimischen Firmen stark verbessert. „Die chinesischen Unternehmen haben eigene, sehr gute Technologien“, betont Hartig. Vor allem die Größeren werden mittelfristig zunächst zunehmend auf die asiatischen Märkte, dann aber auch zum Beispiel nach Südafrika oder Brasilien expandieren. „Wir werden mit ihnen in den Rest der Welt gehen. Mit unserem breiten Netzwerk und den vielen Standorten weltweit können wir uns auch hier als gute Partner erweisen.“