„Probebetrieb. Maschinenraum nicht betreten!“ Die schwere Tür ist geschlossen. Beim Blick durch die Scheibe fällt die Aufmerksamkeit sofort auf den schrankgroßen Kasten aus Plexiglas, in dem Gelenkwellen eines Fahrzeugs, dick wie Besenstiele, gerade auf Touren kommen. Schneller, immer schneller drehen sich die vier Wellen an insgesamt acht Gelenken. Luft, die durch dicke Schläuche geblasen wird, simuliert Fahrtwind. Es ist einer von zwei Gelenkwellen-Prüfständen am Stammsitz von FUCHS in Mannheim, mit denen getestet wird, wie lange das Schmierfett an solchen Gelenken durchhält.
Ein paar Türen weiter läuft bei hoher Temperatur und Drehzahl eine Schmierfett-Gebrauchsdauermessung von Wälzlagern, wie sie etwa in Auto-Radlagern, Elektromotoren oder Werkzeugmaschinen vorkommen. Ein Test, der 1.000 bis 2.000 Stunden dauern kann, also sechs bis zwölf Wochen am Stück. Realitätsnahe Betriebsbedingungen zu schaffen ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Prüfung von Schmierstoffen. Das Mannheimer familiengeprägte Unternehmen legt bewusst einen Schwerpunkt auf derartige Prüfverfahren – mehr noch, beim weltweit größten unabhängigen Schmierstoffanbieter sind sie ein herausragendes Qualitätsmerkmal.
Bis zu 35 solcher Prüfstände können in Mannheim, verteilt auf rund 1.600 Quadratmetern in einem dreistöckigen Gebäude, gleichzeitig in Aktion treten. „Unser Prüffeld ist in Deutschland sicher mit eines der größten für die Schmierstoffindustrie“, erklärt Dr. Christian Seyfert, der das FUCHS-Prüffeld seit 2004 leitet. Hier finden sich mechanische Prüfstände für Schmieröle, Schmierfette und für Fluide der metallbearbeitenden Industrie. „Außer befeuerte Motoren prüfen wir eigentlich alles“, sagt der promovierte Physiker.
So gibt es beispielsweise Untersuchungen zum Schaumverhalten von Pkw-Achsgetrieben bei verschiedenen Betriebstemperaturen und Drehzahlen. Getestet wird auch die Wirksamkeit von Schmierstoffen bei der Verstellung von Sitzlehnen im Auto unter variabler Belastung. Ein neuer Streifenzugprüfstand simuliert verschiedene Aspekte der Blechumformung, wie sie etwa in der Karosseriefertigung oder im Walzwerk vorkommen. Und immer wird dabei der jeweilige Schmierstoff bewusst an seine Belastungsgrenze gebracht – oder darüber hinaus.