Recruiting an der Rennstrecke

11.10.2019

Recruiting an der Rennstrecke

Bei der Formula Student am Hockenheimring zeigen angehende Ingenieure ihr Können im Fahrzeugbau. Ein Grund für FUCHS, die Studenten zu sponsern. Hier geht es nicht nur um ein Investment in deutsche Ingenieurskunst, sondern auch um Jobs von morgen.

Unermüdlich surren Rennwagen um gelbe Hütchen, ihre Heckflügel zittern, wenn Fahrer besonders schnell in die Kurve biegen. Jubel und Schlachtrufe erklingen von den Tribünen, es wird geknipst und geklatscht. In der Luft liegt der würzige Duft von Kebap, vor dem Wagen mit der Aufschrift Formula Döner warten Hungrige auf tellergroße, gefüllte Fladen.

Etwas abseits postiert sich eine Traube junger Studenten. Die Finger ins Absperrgitter gehakt, die Blicke auf das Allerheiligste fixiert: Da liegt ihr Geschoss, so groß wie ein Bett, ummantelt von schwarzem Carbon, es trägt die Nummer 419. Scrutineers haben es auf die Seite gekippt, um Dichtigkeit und Fahrstabilität des Wagens zu überprüfen.

Gebaut wurde das elektrisch betriebene Fahrzeug am Karlsruhe Institut of Technology (KIT) von den Jungs, die in diesem Moment hinter dem Zaun ganz weiß werden vor lauter Aufregung. „Jetzt sterben wir gerade alle“, sagt Maschinenbaustudent Max Ehrfeld, 25, wenn er gefragt wird, was los ist.

Die angehenden Ingenieure beäugen den Prozess genau, alle Regeln müssen eingehalten werden. Ihre Chancen auf einen Sieg in der Kategorie Elektrofahrzeuge stehen gut: In einer halben Stunde absolvierte der Flitzer die vorgegebenen 22 Kilometer, ohne Motorschaden oder nennenswerte Probleme mit der Elektrik.

 

Das Team aus Karlsruhe ist mit gleich drei Fahrzeugen am Start: Neben einem Fahrzeug mit klassischem Verbrennungsmotor dreht am Hockenheimring auch ein autonomes Gefährt seine Runden.

Der autonom fahrende Roboter-Rennwagen des KA-Racing Teams des KIT Karlsruhe

Matthias Kagon, Finanzvorstand und Cost Reporter des KA-Racing Teams, KIT Karlsruhe

„Was du hier lernst, kann dir kein Seminar beibringen.“

Max Ehrfeld, Teamleitung Aerodynamik, Ka-Racing Team, KIT Karlsruhe

Unterstützung aus der Wirtschaft

Einmal im Jahr treten am Hockenheimring mehr als 100 Uni-Teams mit ihren selbstgebauten Fahrzeugen an. Angehende Ingenieure, Mechatroniker oder IT-Spezialisten tüfteln und schrauben in Rennställen auf dem Gelände. Darunter Teams aus Indien oder China, die ihre Wagen per Schiff nach Baden-Württemberg verfrachtet haben, um ihr Können im Fahrzeugbau zu beweisen. Hockenheim gilt weltweit als legendär, Formel-1-Rennfahrer wie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel drehen hier ihre Runden.

Ohne die richtigen Sponsoren läuft auch bei der Formula Student nichts. Neben Bosch, Mercedes-Benz oder Volkswagen unterstützen viele Firmen den Nachwuchs. FUCHS bot gleich zwei Teams in diesem Jahr Förderung an. Dabei steht den Studenten bei der Konstruktion ihrer Fahrzeuge neben einem Vollsortiment an Schmierstoffen auch individuelle fachliche Beratung des Unternehmens zur Verfügung

„Nachwuchstalente mit frischen Ideen sind für die Mobilität der Zukunft eminent wichtig“.

Jacqueline Jungmann, Manager Global HR Concepts & Global Support FUCHS-Gruppe

KA-Racing Team, KIT Karlsruhe

HAWKS Racing Team, HAW Hamburg

Hier geht es um mehr als nur um den Sieg

Vor dem Rennen am Hockenheimring werden an den Unis über Monate Fahrzeuge konstruiert, gebaut und weiterentwickelt. Es geht darum, naturwissenschaftliche Neugier zu stillen und sie praktisch zu erproben. „Was du hier lernst, kann dir kein Seminar beibringen“, sagt Max Ehrfeld. Wenn er sich einen Job aussuchen könnte, wäre dieser im Aerodynamik-Team bei Porsche. Aktuell hat er die beste Vorbereitung: Mit einer Kraftmessdose überprüfte er über Wochen, wie statische und dynamische Zugbelastungen auf das Fahrzeug wirken. Wie liegt es im Wind, was ist die optimale Bodenhaftung, wie spart das Fahrzeug Verbrauch. Der Lerneffekt ist immens.

Auch Moritz Aron, 23, gewinnt hier wichtige Erkenntnisse. Er ist zuständig für das Getriebe der Elektrofahrzeuge. „Die richtigen Schmierstoffe spielen eine entscheidende Rolle bei der Abnutzung“, sagt er. Ziel sei die Verwendung von Ölen mit niedriger Viskosität. Denn solche dünnflüssigen Öle fließen besser und haben damit eine geringere innere Reibung. Schließlich geht es im Wettbewerb auch darum, den Verschleiß so gering wie möglich zu halten und das Maximum an Effizienz rauszuholen.

Kollege Sherif Nekkah, 23, der bei den Karlsruhern die Teamleitung Software übernahm, wagte sich sogar in einen völlig neuen Bereich. Programmieren konnte er vorher gar nicht. Er lernte es im Zuge der Rennvorbereitungen. „Am Anfang erschien es uns unlösbar, ein autonom fahrendes Fahrzeug an den Start zu bekommen“, sagt er. Der Roboter-Rennwagen wurde unter anderem mit Laptop, Lidarsensoren und Funksteuerung umgerüstet. In Hockenheim erkannte er die meisten Unebenheiten und Hindernisse der Fahrbahn. Am Ende scheiterte es an einer defekten Funkverbindung, und er blieb liegen. Ein Ersatzteil war nicht schnell genug aufzutreiben. Trotzdem hatte das KIT am Vortag den zweiten Platz belegt, nur die ETH Zürich sammelte mehr Punkte.

Wenn Hochschulteams bei der Formula Student an den Start gehen, geht es nicht nur um Konstruktion und Ingenieurswissen. Wenn ein 80-köpfiges Team mit drei Fahrzeugen ins Rennen geht, braucht es ein gutes Management. Laura Vosseler, 25, übernahm die Leitung des Marketings. Nicht dass sie nicht auch schrauben könnte, schließlich studiert sie Wirtschaftsingenieurwesen, aber diese Mammutaufgabe in der Koordination reizte sie. Laura Vosseler entwickelte mit Teamkollegen Businesspläne, betreute Social Media und potenzielle Partner. „Wenn so viele Studenten zusammenkommen, bilden sich Teams und Hierarchien, da braucht es vor allem Führung“, sagt sie. Und natürlich die nötigen Mittel.

Laura Vosseler, Teamleitung und Business-Planerin des Ka-Racing Teams, KIT Karlsruhe

„Ein autonomes Fahrzeug auf der Strecke? Am Anfang erschien uns das unlösbar.“

Sherif Nekkah, KA-Racing Team, KIT Karlsruhe

Sherif Nekkah, Teamleitung AS und Simulation, Ka-Racing Team, KIT Karlsruhe

Selbstfahrendes Geschoss: ausgerüstet mit Laptop, Lidarsensoren und Funksteuerung

Einmal Hawks, immer Hawks

Auch das Team Hawks wurde von FUCHS unterstützt. Nach zehn Monaten Vorbereitung traten die Studenten der HAW Hamburg in der Kategorie Verbrennungsmotor an. Ihr 207-Kilo-Gefährt tauften sie Vera. Und es war vor allem Veras Motor, der zickte.

„Die Formula Student ist für uns in diesem Jahr eine Achterbahn der Gefühle“, sagt Jonas Hoffmann, 24. Der Mechatronikstudent kommt jetzt noch ins Schwitzen, wenn er daran denkt, wie sie kurz vor dem Rennen einen Motorschaden reparieren mussten. Auf dem Parkplatz wurde Vera einmal komplett auseinander- und wieder zusammengebaut. Das kostete Nerven und auch einige Punkte. Aber, und das ist auch typisch Formula Student: Dem Konstruktionsfehler am Motor wird ein Student seine Bachelor Arbeit widmen, um das Problem zu lösen. Nächstes Jahr ist man wieder dabei. Einmal Hawks, immer Hawks heißt es bei den Studenten aus Hamburg.

 

„Eine Achterbahn der Gefühle.“

JONAS HOFFMANN, HAWKS RACING TEAM, HAW HAMBURG

Ziele fürs nächste Jahr

Nach sieben Tagen am Hockenheimring sind die Strapazen den Studenten anzusehen. Sieben Tage campen, unermüdliches Tüfteln, die eine oder andere Party. Aerodynamik-Experte Max Ehrfeld hat in der Nacht vor der Siegerehrung noch alle Kräfte gesammelt, um Pulled Pork im Ofen zuzubereiten. Zum Abschied soll es noch ein Festmahl geben. Die Prüfung der Scrutineers? Natürlich penibel, aber zugunsten des Team KIT. Bei den Elektrofahrzeugen war nur die TUFast aus München besser. Hoch professionell benennt Finanzvorstand Matthias Kagon die Ziele für das nächste Jahr: „Wir brauchen mehr Testkilometer auf den Fahrzeugen. Und wir bemühen uns weiter um Komplexitätsreduktion und Zuverlässigkeit.“

Rennmaschine „Vera“ des Teams HAWKS Racing aus Hamburg

Das Rennteam der Hamburger HAWKS mit seinem Verbrennerboliden

Manager Global HR Concepts & Global Support

Vier Fragen an Jacqueline Jungmann

FUCHS unterstützt die Formula Student Germany, welche Ambitionen und Ziele stecken dahinter?

Bei der Formula Student Germany arbeiten Rennteams mit viel Engagement gemeinsam an einem Projekt. Uns ist es wichtig, solch motivierte und engagierte Studierende zu fördern. Denn hier sammeln sie wichtige interdisziplinäre Erfahrungen und entwickeln neue Fähigkeiten in verschiedensten Bereichen. Die Kombination aus Theorie und Praxis ebnet ihnen den Weg für einen gelungenen Berufseinstieg, der natürlich auch bei FUCHS beginnen kann.

Wie genau unterstützen Sie Rennteams?

Mit mehr als 10.000 Produkten bieten wir ein Vollsortiment an Schmierstoffen und unterstützen die Teams mit Produkten aus unserem gesamten Portfolio. Die individuelle fachliche Beratung zu schmierstoffbezogenen Fragestellungen durch die Experten unserer Fachabteilungen ist ebenfalls Bestandteil des Sponsorings.

Welche Talente suchen Sie?

Viele Studierende der Rennteams sind für uns potenzielle Bewerber. Neben motivierten Nachwuchsingenieuren interessieren uns auch Talente aus betriebsnahen Bereichen mit praktischen Erfahrungen.

Warum passt die Formula Student zu Ihrer Unternehmenskultur?

Bei der Formula Student arbeiten Studierende mit ausgeprägten Fachkenntnissen vernetzt in unterschiedlichen Disziplinen. Und sie verfolgen ein übergeordnetes Ziel. Das globale FUCHS-Team versteht sich ebenso als eingespielte Einheit. Bei uns ist der intensive Dialog und der vertrauensvolle Umgang mit unseren Kunden und Geschäftspartnern sowie der persönliche Einsatz die Basis, um die Erfolgsgeschichte von FUCHS Jahr für Jahr fortzuschreiben.