Tief graben, hoch fliegen, weit kommen

14.12.2018

Tief graben, hoch fliegen, weit kommen

Global agierende Unternehmen stehen nicht nur vor globalen Problemen – sondern auch vor den gesammelten lokalen Herausforderungen dieser Welt. Die Antwort lautet: Kommunikation, Kooperation und Konzentration. Die FUCHS-GRUPPE hat mit ihrem „Global Research & Development Network“ das richtige Instrument dafür geschaffen.

Auf einmal herrschte Stille im Saal. Ein deutscher Chemiker hatte eine Frage an den vortragenden amerikanischen Wissenschaftler gestellt. Die Antwort fiel für den Fragesteller ernüchternd aus: „Es tut mir leid, diese Information ist vertraulich“. Das Schweigen dauerte diesmal länger als gewöhnlich in solchen Situationen. Denn die Enttäuschung lag nicht beim Deutschen allein. Exakt die gleiche Antwort nämlich hatte zuvor bewusster amerikanischer Forscher von ebenjenem deutschen Chemiker zu hören bekommen, den er nun seinerseits abblitzen ließ.

Diese Szene spielte sich, wohlgemerkt, nicht während eines politischen Untersuchungsausschusses ab. Die Kulisse gab eine internationale Konferenz ab, deren Zweck eigentlich der offene Wissensaustausch sein sollte: das Treffen aller Forschungsabteilungen der FUCHS-Tochterunternehmen.

Das Global R&D Network und die Kultur der Kooperation

Dieser Moment peinlicher Stille, das wurde Dr. Christine Fuchs, Vice President of Global Research & Development der FUCHS PETROLUB SE, im selben Augenblick klar, war der Kristallisationspunkt einer überholten Unternehmenskultur. Digitalisierung, Globalisierung, der Nachhaltigkeitstrend, immer striktere rechtliche Rahmenbedingungen, immer schnellere Entwicklungszyklen, der stets wachsende Kostendruck… In einer Welt, die von diesen Phänomenen geprägt ist, kann sich ein global agierendes Unternehmen keine internen Konkurrenzkämpfe leisten. Kooperation heißt die Maxime. Alles andere ist Zeit- und Ressourcenverschwendung und führt letztlich zum Misserfolg.

Insofern war dieser Moment vor etwa sieben Jahren die Geburtsstunde einer neuen Unternehmenskultur bei FUCHS. Daraus entwickelt hat sich das Global Research & Development Network. In 16 sogenannten Global Key Working Groups forschen Wissenschaftler über die Grenzen der Tochterunternehmen hinweg gemeinsam an grundlegenden Lösungen. Bis Ende 2020 sollen es 20 sein.

Der Wandel gelang natürlich nicht über Nacht. Schließlich machen kulturelle Unterschiede auch vor Labortüren nicht halt. Diese Unterschiede zuerst zu verstehen – und dann zu akzeptieren – war die eigentliche Herausforderung. Keine Kleinigkeit bei weltweit über 20 Forschungseinrichtungen auf allen Kontinenten mit 200 R&D-Chemikern und weiteren 250 in anderen Funktionen. „Erst als wir den kulturellen Aspekt gemeistert hatten, begann das Network zu funktionieren“, erinnert sich Dr. Christine Fuchs.

Wiedersehen macht Freunde

Solche Vertrauensbeziehungen entwickeln sich nicht auf sporadischen Konferenzen alle zwei bis drei Jahre. Die Key Working Groups treffen sich deshalb oft und mit großer Regelmäßigkeit: zwei Mal im Jahr persönlich und zwischenzeitlich in monatlichen virtuellen Konferenzen. Jedes Jahr kommen sämtliche Key Working Groups – 140 Wissenschaftler aus aller Welt – zum jährlichen Global R&D Meeting am Sitz der Muttergesellschaft in Mannheim zusammen.

Diese neue Kultur des Vertrauens und der Kooperation ist heute fest in der FUCHS-DNS verankert. Sie sorgt für eine ständige Fortentwicklung des Netzwerks. „Am Anfang waren wir nur eine Gruppe von Individuen, jetzt sind wir ein Team. In vielen Fällen sogar Freunde“, erzählt Dr. Jim Deodhar, Vice President Technical der FUCHS LUBRICANTS CO. in den USA. „Wenn Kollegen auf einem anderen Kontinent ein Problem haben, reisen wir dort hin, um es gemeinsam zu lösen.“ In vielerlei Hinsicht ziehen bei FUCHS seit der Gründung des Global R&D Network alle an einem Strang. Die strategische Richtung dabei entwickelt eine Gruppe, die intern nicht ohne Stolz „die Matrix“ genannt wird. Sie besteht aus den Leitern der regionalen R&D-Abteilungen der FUCHS-Gruppe und dem Vice President Global Research & Development, Dr. Christine Fuchs.

Die Leiter der regionalen R&D-Abteilungen soiwe Dr. Chrisitne Fuchs besprechen die strategische Ausrichtung in einem Koferenzzimmer.

Die Matrix entwickelt die stategische Richtung des FUCHS des Global R&D Network.

Die Matrix trifft sich mehrmals im Jahr in fast schon familiärer Atmosphäre.

Besser forschen, effizienter entwickeln

Einer der größten Vorteile des Global R&D Networks für FUCHS selbst liegt in der Effizienzsteigerung. Oder anders gesagt: in der Vermeidung doppelter Arbeit innerhalb der FUCHS-Gruppe. Vorher kam es durchaus vor, dass ein Laboratorium in den USA zufällig mit den gleichen Kundenwünschen konfrontiert wurde, wie ein anderes in Deutschland – und dann beide an der Lösung der gleichen Frage arbeiteten, ohne davon zu wissen. Fälle wie dieser sind heute Geschichte. 

Doch das ist nicht der einzige Nutzen des Netzwerks. In ihm können die Entwickler bei FUCHS nicht nur mehr und effizienter forschen, sondern auch besser. Die Forscher bekommen mehr Raum und Zeit, um in die Tiefe zu gehen – zu verstehen warum manche Rohstoffe oder Chemikalien diejenigen Eigenschaften haben, die sie zeigen. Im operativen Geschäft bleibt keine Zeit für derlei grundlegende Betrachtungen. Kundenfragen gehen vor. „Die Global Key Working Groups sind sozusagen vom Tagesgeschäft entkoppelt. Es geht nicht nur darum, ein Problem zu lösen, sondern zu verstehen, warum diese Lösung überhaupt funktioniert“, erklärt Dr. Christian Friedmann, Head of R&D Industrial Lubricants bei FUCHS SCHMIERSTOFFE GmbH. 

Wer im Kern versteht, kennt alle Antworten

Es mag nach Luxus klingen, R&D-Mitarbeiter regelmäßig aus dem Tagesgeschäft herauszunehmen und Grundlagenforschung betreiben zu lassen. Tatsächlich aber handelt es sich dabei um die Voraussetzung für einen letzten Endes sehr viel effizienteren Entwicklungsprozess, als in der Industrie üblich. 

Statt Produkte lokal für die Anforderungen eines bestimmten Kunden zu entwickeln, nimmt das R&D Network bei FUCHS die umgekehrte Perspektive ein: ein ganzer Markt wird ins Visier genommen. Mit anderen Worten, es werden die Probleme identifiziert, die allen Marktteilnehmern gemein sind. Beispiel Automobilindustrie: Die gesamte Branche steht vor der Herausforderung E-Mobilität. Im Global R&D Network der Anlass, eine Gruppe ausgewählter internationaler Schlüsselforscher gemeinsam Produkte für diese neue Herausforderung entwickeln zu lassen. „Durch die Grundlagenforschung in unseren Key Working Groups entwickeln wir neue Plattformtechnologien – Kernrezepturen für eine Produktfamilie –, aus denen wir neue Produktlinien generieren. Der nächste Schritt ist dann, daraus für einzelne Kunden individualisierte Produkte abzuleiten“, erklärt Dr. Christine Fuchs.

Mit diesem Forschungsansatz schafft FUCHS das Fundament der Technologien von morgen. „Deswegen haben wir auch keine Angst vor dem Wandel, der mit der E-Mobilität auf unsere Branche zukommt“, sagt Dr. Christine Fuchs. „Auch die neuen Mobilitätskonzepte benötigen Schmierstoffe, es sind nur andere. Darauf sind wir vorbereitet und arbeiten bereits daran.“

Außerdem verschafft sich FUCHS durch die Entwicklung neuer Plattformtechnologien nicht nur innerhalb einer einzigen Branche eine starke Marktposition. Ist die Kernrezeptur aufs Wesentlichste beschränkt, kann sie auf andere Branchen übertragen werden. Ein Beispiel? Ein von FUCHS speziell für die Herstellung von Flugzeugbauteilen aus Aluminium entwickelter Schmierstoff für Zerspanung. Das Projekt nahm vor fünf Jahren Fahrt auf. Heute steht die Fertigstellung kurz bevor. Und „es sieht so aus, als könnte es ein Game-Changer werden – nicht nur in der Luftfahrtbranche“, so Dr. Jim Deodhar. Denn die entwickelte Plattformtechnologie ist für einzelne Kunden im Markt individualisierbar, kann aber darüber hinaus auch in verschiedensten anderen Industriezweigen als Grundlage für Zerspanungsprodukte Verwendung finden, von der Luftfahrt bis zur Automobilindustrie.

Von globalen Herausforderungen zu universalen Lösungen

Es scheint, als habe FUCHS mit dem Global R&D Network einen Weg gefunden, aus globalen Herausforderungen universale Lösungen zu machen. Es ist die Antwort der Gruppe auf Phänomene wie Digitalisierung, Globalisierung, Nachhaltigkeitstrend, striktere Gesetzgebung, lokale Unterschiede – und sämtliche Wechselwirkungen zwischen ihnen. Und die können sehr komplex werden.

Dr. Martin Stork, Head of R&D-Automotive Lubricants der FUCHS SCHMIERSTOFFE GmbH: „Nicht nur wir, auch unsere Kunden sind immer globaler aufgestellt. Im Automotive-Bereich beispielsweise kann es sein, dass wir einen Schmierstoff für einen europäischen Automobilhersteller entwickeln, der dann in China produziert.“

Was erst einmal nicht aufregend klingt, hat für die Entwicklungsarbeit bei FUCHS äußerst vielschichtige Implikationen. Das liegt unter anderem am immer größeren Augenmerk, das auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Auch die Gesetze zum Umgang mit Chemikalien werden immer stärker davon getrieben. Immer mehr Rohstoffe und Chemikalien werden als gesundheits- oder umweltschädlich eingestuft. Für einen Chemiekonzern bedeutet das: Seine neuen Produkte sollten möglichst in keine der Schadkategorien fallen.

Das ist für sich genommen schon eine ausreichend große Herausforderung. Wenn nicht die Gesetzgebung weltweit trotz internationaler Bemühungen weit davon entfernt wäre, einheitlich zu sein. Ein bestimmter Rohstoff kann in Europa als unbedenklich gelten, in Amerika aber nicht – und so fort für viele andere Stoffe. Das Ergebnis: „Allein die Anzahl der Rohstoffe, die Sie verwenden können, um ein global zugelassenes Produkt zu entwickeln, sinkt erheblich“, weiß Dr. Christian Friedmann.

Wer also eine Technologieplattform entwickeln möchte, die auf der ganzen Welt anwendbar sein soll – und vielleicht auch noch in verschiedenen Branchen – ist stark eingeschränkt. Der, dem es gelingt, hat aber umso größere Vorteile davon. Und darauf ist FUCHS mit dem Global R&D Network spezialisiert. „So kommen wir in den Besitz von Patenten einer Technologie, die ganze Industriezweige versorgen kann und müssen nicht mehr jedes einzelne Produkt patentieren“, so Dr. Christine Fuchs.

Vom Silo zur Plattform – zum fruchtbaren Miteinander

„Dieses Netzwerk“, lobt Dr. George Wan, Vice President R&D bei FUCHS LUBRICANTS in China, das Global R&D Network, „ist als Forschungs- und Kommunikationsplattform äußerst leistungsfähig. Und es ist einmalig. Das gibt es nur bei FUCHS.“ Jeder bringt seine Stärken ein und die anderen profitieren davon. „Im besten Fall wird man dazu inspiriert, die Herausforderungen, vor denen man selbst steht, mit ganz anderen Ansätzen anderer Forschungsrichtungen oder Forschungskulturen anzupacken“, schwärmt Dr. Thorsten Görz, Head of R&D bei FUCHS LUBRITECH. Das Global R&D Network bei FUCHS ist ein Geben und Nehmen. Ein fruchtbares Miteinander. Und es scheint genau das richtige Instrument zu sein, mit dem man den aktuellen Herausforderungen begegnen kann.