Detailliertes Kochrezept
Die Nachfrage entwickelte sich so rasant, dass der Standort Wedel mehrfach seine Produktionskapazitäten aufstocken musste. Zwei große Mischtanks ermöglichen es heute, Chargen von 600 oder sogar 1.000 Tonnen herzustellen. Gefahren wird die Produktion dabei im Wesentlichen von Fachpersonal in einer Leitwarte. Diese kann von einem Computer mit vier Monitoren aus alles steuern: Jeder Tank mit Füllstand, jeder Rührer, jede Pumpe, jedes Ventil und seine aktuelle Durchflussmenge wird auf den Schirmen visualisiert. Die Formulierung des jeweiligen Produkts ist hier hinterlegt, ebenso das genaue Herstellungsprozedere. Dabei handelt es sich um eine Art Kochrezept: Detailliert ist festgelegt, welche Basisflüssigkeiten und Additive in welcher Zusammensetzung und welcher Reihenfolge in den Mischbehälter gepumpt werden und wie lange Umwälzpumpen und Rührer jeweils ihren Dienst verrichten müssen.
Ist das Prozedere abgearbeitet, was mehrere Tage dauern kann, ist ein homogenes Gemisch entstanden. Es werden Proben entnommen und erst im Labor, dann auf dem Prüfstand ausführlich und nach einem produkt- beziehungsweise kundenspezifischen Prozedere getestet. Nur wenn alle Testergebnisse den Anforderungen entsprechen, wird die Charge zur Auslieferung freigegeben. Dann können die Tanklastwagen anrollen, die das Öl für die Erstbefüllung zum Getriebehersteller bringen. Zudem kann die Abfüllanlage in Aktion treten und Teile des Öls in verschiedene Gebinde verpacken; diese gehen schließlich für den Getriebeölwechsel und zum Nachfüllen an Werkstätten und in den Handel.
In ganz ähnlicher Weise und vom selben Leitstand aus gesteuert, allerdings in ansonsten getrennten Produktionssträngen, entstehen in Wedel auch Motoren- und Hydrauliköle. Hinzu kommen kleinere Mischtanks, in denen manuell kleine Chargen hergestellt werden können, unter anderem, um in Testläufen bestimmte Parameter für die Großproduktion festzulegen.